- Kritik
- Handlung
Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann
Club der Überlebenden
„Halloween Kills“ beginnt in medias res, in jener Nacht, in der der Vorgänger „Halloween“ (2018) endete. Die Leichen sind noch warm, das Blut ist noch frisch. Dann setzt plötzlich eine Rückblende ein: Wir sind wieder im Jahre 1978 – und die Bilder knüpfen direkt an John Carpenters Klassiker „Halloween – Die Nacht des Grauens“ an, der in ebendiesem Jahr entstand. In der Flashback-Passage blitzt die subtile Gruselatmosphäre des stilprägenden Slasher-Originals auf: die suburbanen Vorgärten in der Dunkelheit, das Herbstlaub in den sauberen Straßen, die mysteriöse Bedrohung durch eine Gestalt mit weißer William-Shatner-Maske und dunklem Overall.
Wir erinnern uns: Die Halloween-Version von David Gordon Green aus dem Jahre 2018 hatte sämtliche Sequels der langlebigen Horrorreihe für ungültig erklärt. Weder die Enthüllung aus Halloween II – Das Grauen kehrt zurück (1981), dass die Protagonistin Laurie Strode die (zweite) Schwester des maskierten Killers Michael Myers ist, noch Lauries weiteres Schicksal in den späteren Beiträgen Halloween H20 (1998) und Halloween: Resurrection (2002) ist für Greens Weiterführung des ursprünglichen Carpenter-Werks von Bedeutung. Während sich der 2018er-Film darauf konzentrierte, zu zeigen, wie Laurie mit dem nach Haddonfield zurückkehrenden Michael konfrontiert wird, lässt Halloween Kills das Geschehen ins totale Chaos mit unzähligen Beteiligten eskalieren.
Wenn der Plot nach der ausgiebigen Rückblende wieder im Jahre 2018 landet, wird die schwer verletzte Laurie (Jamie Lee Curtis) von ihrer Tochter Karen (Judy Greer) und ihrer Enkelin Allyson (Andi Matichak) ins Krankenhaus gebracht. Das Haus, das Laurie in Flammen setzte, um Michael darin endgültig zu töten, wird derweil von einer Gruppe von gewissenhaften Feuerwehrleuten gelöscht. Keine gute Idee! Die überstilisierte Sequenz, in der Michael die elf Feuerwehrleute niedermetzelt, demonstriert – insbesondere im Vergleich zu der stimmungsvollen Passage, die in den 1970er Jahren spielt – die Schwächen von Greens Film.
Denn irgendwie möchte Halloween Kills alles sein: eine Hommage auf das meisterhafte Original, eine actionreiche Fortsetzung des direkten Vorgängers (der ebenfalls zwischen Retro-Kino, Reboot-Ambitionen und Meta-Kommentar nicht immer den richtigen Ton fand) und nicht zuletzt eine Vorbereitung auf den bereits beschlossenen Nachfolger Halloween Ends (2022). Die Handlung des Films ist völlig zerfasert; etliche dramaturgische Entscheidungen wirken unausgegoren – und auch der audiovisuellen Umsetzung fehlt ein Konzept. Manche Ideen sind durchaus interessant, selbst wenn nichts wirklich zu Ende gedacht erscheint. Haddonfield wird uns als Ort gezeigt, der auch Dekaden später noch von der Gewalterfahrung traumatisiert ist. Es gibt einen Club der Überlebenden, zu dem neben Tommy Doyle (Anthony Michael Hall) – dem einstigen Kind, das Laurie als Babysitterin behüten sollte – auch die gleichaltrige Lindsey Wallace (Kyle Richards) und die Ex-Krankenschwester Marion Chambers (Nancy Stephens) gehören. Es gelingt Halloween Kills zuweilen, seinem Personal mehr als nur die Anmutung von genretypischem Kanonenfutter zu geben – bis sich der Film dann doch immer wieder den festen Slasher-Regeln unterwirft und sich fast alle Figuren unfassbar töricht verhalten.
Wenn der Film einen wütenden Mob in Szene setzt, der den (vermeintlichen) Killer jagt, und dabei ein äußerst hässliches Bild aufgebrachter Bürger_innen entwirft, kommen Erinnerungen an vergleichsweise aktuelle Geschehnisse (nicht nur) in den USA in den Sinn. Störend ist hierbei allerdings die Plumpheit, mit der uns das Monster in uns allen vor Augen geführt werden soll. Darüber hinaus gibt sich Halloween Kills etlichen Nebenschauplätzen hin, die in ihrer Skurrilität eher an die Freitag-der-13.-Reihe – gewissermaßen die garstige Cousine der Halloween-Reihe – denken lassen. So lebt im alten Haus von Michaels Familie inzwischen etwa das exzentrische Paar Big John (Scott MacArthur) und Little John (Michael McDonald), das den Abend eigentlich damit verbringen wollte, die John-Cassavetes-Tragikomödie Minnie und Moskowitz (1971) im Fernsehen zu schauen. Der Hausbesuch von Michael fällt für das Paar ziemlich ungemütlich aus. An anderer Stelle wird Michael von einer Art Bürgerwehr umzingelt; eine zornige Frau hat sich dafür extra mit einem Bügeleisen bewaffnet. Nun ja. So ganz will Halloween Kills seine Richtung nicht finden. Der Film ist blutig, wild und überdreht. Er hat etwas zu sagen – aber er vermag bis zuletzt keine allzu überzeugende Sprache dafür zu finden.
„Halloween Kills“ ist die Fortsetzung zu „Halloween“ aus dem Jahr 2018 und um den insgesamt zwölften Teil der Halloween-Filmreihe.
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Meinungen
John · 31.10.2021
2018 war mit Halloween ein guter "Neuversuch" das Filmgenre Horror rund um Michael Myer.Fand den film damals richtig gut.In Halloween Kills die direkte Fortsetzung driftet aber Irgendwie schon wieder etwas ab.Schade dachte es geht so recht flott weiter wie 2018.
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ANDREAS · 21.10.2021
GUTER FILM TEIL 1
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